Exkursion zur KZ-Gedenkstätte in Dachau

Ein seit Jahren fester Bestandteil der historisch-politischen Bildung an unserer Schule ist ein Besuch der KZ-Gedenkstätte in Dachau mit den Neuntklässlern der WRS und den Zehntklässlern der Realschule. In diesem Schuljahr unternahmen wir die Lernfahrt am 19. November. Höhepunkt waren auch dieses Mal wieder die sehr anschaulichen und informativen Führungen.

Nicht nur Oppositionelle, sondern auch Menschen, die nicht ins Weltbild der Nationalsozialisten passten, wurden in KZ eingesperrt. Damit die SS-Bewacher sofort erkannten, wer welcher Gruppe angehörte, trugen die Inhaftierten verschiedenfarbige Winkel auf ihrer Häftlingskleidung. Teil des 1968 eingeweihten Internationalen Mahnmals auf dem KZ-Gelände ist darum auch das Winkelrelief. Es zeigt drei Glieder einer Kette mit aufmontierten Winkeln. Man sieht das rot der politischen Gefangenen, gelb für Juden, lila für Zeugen Jehovas und blau für Auswanderungswillige. Nicht zu finden sind jedoch die Farben rosa für Homosexuelle, schwarz für sogenannte Asoziale (worunter auch Sinti und Roma fielen) und grün für ebenfalls im KZ inhaftierte Verbrecher. Stattdessen gibt es einige leere Dreiecke.

Was ist der Hintergrund? Ursprünglich wollte der Künstler auf dem Winkelrelief alle in Dachau verwendeten Farben umsetzen. Doch auf Beschluss des Comité International de Dachau, der Organisation ehemaliger Häftlinge, blieben die obengenannten Farben außen vor.

Eigentlich soll die ebenfalls schon oben erwähnte Kette den Zusammenhalt unter den Häftlingen symbolisieren. Und dann sind ehemalige Häftlinge selbst – so zumindest impliziert der ganze Vorgang – der Meinung, dass bestimmte Opfergruppen, die dieselbe Hölle durchlitten hatten, es nicht verdienen, dass man ihrer zusammen mit den anderen gedenkt? Eine in sich doch recht widersprüchliche Geschichte.

Manch einer wird jetzt denken, der Grund dafür war natürlich die Macht der gesellschaftlichen Einstellungen, die in den 60er Jahren noch vorherrschten. Und dass das zum Glück hinter uns liegt.

Für die Einstellung gegenüber Sinti und Roma oder Homosexuellen mag das gelten – vielleicht. Aber wer kann auch heute wirklich von sich sagen, ein gegenüber jeder Hautfarbe, jeder Religion oder sexuellen Präferenz komplett vorurteilsfreier Mensch zu sein? Und wie brachte es einer der Guides in Dachau auf den Punkt: „KZ steht am Ende einer Entwicklung, die damit beginnt, dass Menschen in gute und schlechte Gruppen eingeteilt, verachtet und ausgegrenzt werden.“

Vielleicht kann oder mag nicht jeder diesen Gedankengang so nachvollziehen, aber es ist einer von vielen, die durch diese Lernfahrt bei den Teilnehmern – Schülern und Lehrern – inspiriert wurden. Und genau deswegen ist und bleibt diese Exkursion ein lohnendes Unterfangen.