Lernfahrt nach Dachau – Reise in Vergangenheit und Gegenwart

Ein seit Jahren fester Bestandteil der historisch-politischen Bildung an unserer Schule ist ein Besuch der KZ-Gedenkstätte in Dachau mit den Neuntklässlern der WRS und den Zehntklässlern der Realschule. Höhepunkt der Lernfahrt waren auch dieses Mal die sehr gelungenen Führungen. Das kalte und triste Wetter dieses 28. Novembers passte sehr gut zu den Erzählungen über die grausige und trostlose Welt, die die SS während des Dritten Reiches auf diesem kleinen Stückchen Erde geschaffen hatte. Doch warum führen wir diese Exkursion fast 80 Jahre nach Ende des NS-Regimes noch durch?

Während der Vorbereitung erreichte uns folgender Kommentar zum Thema Konzentrationslager: „Die unendliche Geschichte“. Übersetzt mag das wohl heißen, dass die Zeit und die Verbrechen der nationalsozialistischen Diktatur nicht länger ein zentraler Bestandteil des Geschichtsunterrichts sein sollten.

Das ist alleine schon deswegen eine grundfalsche Ansicht, weil dieser Teil der deutschen Vergangenheit in unserem Land immer wieder auch die politische Diskussion der Gegenwart beeinflusst, also gar nicht nur „Geschichte“ ist. Möglicherweise aber ist es ja genau das, was den Schreiber der oben zitierten Worte stört und er gehört zu denjenigen, die Deutschland vom „Schuldkult befreit“ sehen wollen. Dem ist zu entgegnen, dass ein Staat eine Gemeinschaft der Lebenden, der Toten und der Zukünftigen ist. Die Schuld der Toten ist nicht die Schuld der Lebenden, aber sie gibt den heute Lebenden Verantwortung und die Aufgabe, diese Verantwortung auch an die nächste Generation weiterzureichen.

Dazu gehört auch bewusst zu machen, dass Konzentrationslager tatsächlich „unendliche Geschichte“ sind und zwar im Sinne ständig wiederkehrender Geschichte. Sie sind in welcher Form auch immer das Kennzeichen aller Diktaturen in Vergangenheit und Gegenwart. Wir hingegen haben das für viele zur Selbstverständlichkeit gewordene Glück, in einer freiheitlichen Demokratie zu leben. Doch dieses Glück will gestaltet sein und muss immer wieder aufs Neue verteidigt werden, denn der Blick in die Geschichte zeigt, dass nichts selbstverständlich ist.

Ein Kennzeichen freiheitlicher Demokratien ist das Recht auf freie Meinungsäußerung. Die Angst wegen eines freien Wortes nachts von Geheimpolizisten aus dem Bett geholt und in ein KZ verschleppt zu werden, kennen wir in unserem kleinen Teil der Welt heute nicht. Dies gilt im Übrigen auch für unerwünschte und unpopuläre Meinungsbekundungen. Wir werden weiterhin unseren Beitrag dazu leisten, dass es auch so bleibt.